Burn –Out bei Männern- interdisziplinäre Diagnostik und Therapie
Die Altersgruppe von Männern zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr ist zur Zeit am häufigsten vom akuten oder chronischen Burn- Out betroffen.
Es sind die ehrgeizigen, gut ausgebildeten und leistungsbereiten Männer, die bei einer sechzig 60- 70 –Stunden- Woche den Spagat von gut bezahltem, aber auch bedrohtem Arbeitsplatz, Familiengründung und Privatleben leisten müssen.
Verschiedene, sich negativ verstärkende Belastungsfaktoren spielen eine Rolle:
– Es gibt keine geregelten Mahlzeiten. Das Mittagsessen wird aus Zeitgründen übergangen und abends vor dem Fernsehen wird eine große Menge gegessen, häufig verbunden mit hohem Alkoholkonsum, um den Tagesstress abzubauen.
– Der Schlafrhythmus und die Erholsamkeit des Schlafes sind gestört. Einerseits verhindern Alkohol und späte Mahlzeiten den Tiefschlaf, andererseits kommt es durch häufige Flugreisen mit Jet- Lag und Übernachtungen in Hotels zu einem gestörten Schlafprofil.
– Das Wochenende und die Urlaube sind geprägt von den Anforderungen und Wünschen an das Familienleben und die Paarbeziehung, gleichzeitig gibt es für viele Männer die Verpflichtung zu einer ständigen „Online-Präsenz“ seitens des Arbeitgebers.
– Stress- Symptome wie Spannungskopfschmerz, Schwindel und Herzbeschwerden werden negiert oder durch Schmerz- und Beruhigungsmittel unterdrückt.
– Die Selbstwahrnehmung eigener Gefühle und Bedürfnisse lässt nach; hoher Arbeitseinsatz und Erfolgsdruck werden als positive Tugenden umgedeutet, um die Motivation überhaupt aufrechterhalten zu können.
Erfahrungsgemäß kommen Männer mit Burn-Out- Symptomatik und chronischer Erschöpfung erst dann zum Arzt, wenn sie nicht mehr können oder das persönliche Umfeld sie dazu zwingt, endlich etwas zu unternehmen.
Häufige Symptome sind Schlafstörungen, chronische Schmerzen des Bewegungsapparates, Herzprobleme, Impotenz und psychische Störungen.
Für den konsultierten Arzt ist es wichtig, an Burn- Out zu denken und den betroffenen Mann zügig einer interdisziplinären Diagnostik zuzuführen, um bereits erfolgte organische Erkrankungen auszuschließen und ein individuelles Risikoprofil zu erstellen. Dazu gehören z.B. ein internistisch- kardiologischer Check, eine urologische Untersuchung, eine neuropsychiatrische sowie orthopädische Diagnostik. Auch die Untersuchung in einem Schlaflabor zum Ausschluss eines Schlaf- Apnoesyndroms kann sinnvoll sein.
Wichtig ist, dass in einer Burn-Out Behandlung beim Hausarzt oder Internisten die „ Fäden zusammenlaufen“, das heißt, das alle Befunde bei einem Arzt erfasst werden und durch ihn eine Koordination der Behandlungsmaßnahmen erfolgen kann.
Der Therapieansatz ist ebenfalls multimodal:
– Hilfe bei der Ernährungsumstellung
– Motivation zu sportlicher Betätigung
– Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Jakobson- Training oder Meditation
– Psychotherapie
– Medikamentöse Therapie bei Herz- Kreislauferkrankung
– Zeitlich begrenzte Therapie mit pflanzlichen Beruhigungsmitteln und/ oder niedrig dosierten Antidepressiva zur Schlafförderung